David Moises´ Schi

David Moises besitzt mehrere Sammlungen. So eine Sammlung von Hometrainern, Fahrrädern also, die ihren Platz nie verlassen, auch wenn noch so kräftig in die Pedale getreten wird. Der Künstler hat auch in einem jahrelangen Projekt sämtliche Ausgaben der Zeitschrift Hobby. Das Magazin der Technik gesammelt. Das Heft ist von Mai 1953 bis September 1991 erschienen und dokumentiert den Wandel technischer Visionen der Periode. Und David Moises sammelt Schi. Seine Sammlungen bilden kein Paralleluniversum zu seiner künstlerischen Arbeit, sondern liefern gleichermaßen ästhetische Anregung, neues Material wie kulturelles Referenzsystem. Der Künstler verwertet Teile seiner Schi-Sammlung auch zu praktischen Möbelskulpturen.

In den 1950er Jahren beschichtete die österreichische Firma Kneissl Schi zum ersten Mal vierfärbig. Die Oberflächen der Schi versprechen in ihren unterschiedlichen Gestaltungsvarianten Erfindergeist, Schnelligkeit und ein rasentes Ablaufdatum, wird doch das Entstehungsjahr des jeweiligen Modells meist in das Design miteinbezogen. Die Logos der Hersteller erzählen ihre eigenen Geschichten, die eines verbindet, der Verweis auf ein nationales Wir-Gefühl. Rossignol zeigt beispielsweise den gallischen Hahn in der Schispitze, aktuelle Kollektionen österreichischer Hersteller gern die Nationalfarben rot und weiß. Während nukleare Energie seit Gründung der Firma Atomic im Jahr 1955 einen massiven Imageverlust hinnehmen mußte, läßt sich zumindest im Schisport mit dieser Energieform offenbar immer noch Furore machen – trotz Zwentendorf.

Name, Logo, Rennstreifen, Produktnamen wie Geheimformeln sollen beweisen, daß die Technik alles ist und jeden noch so gemütlichen Konsumenten automatisch auch in einen winterlichen Helden zu verwandeln vermag.

Die flotten Schi werden gern als der österreichische Beitrag zum wissenschaftlichen Fortschritt angeboten, der hier dafür aufgewendet wird, möglichst schnell sehr steil nach unten zu fahren.

Die Schi in der Sammlung von David Moises erzählen diese Geschichte nationaler Selbstdarstellung genauso wie sie technische Fantasien dokumentieren. Wer mit den richtigen Brettern schnell genug ist, rast als touristisches wie ökonomisches Idol an uns vorbei und rettet gegebenenfalls nichts weniger als die Ehre Österreichs.

Die vielen Schipaare in ihrem Raketendesign bringen Beschleunigung in träge Fernseh-Wochenenden, und mögen bisweilen eine technische Ausrede für soviel Wagemut, Leichtsinn und auch Kraft darstellen. Die Abfahrtsläuferinnen und Slalommeister sind eine enge Verbindung mit ihrem Material eingegangen, werden von einem ganzen Trupp von Ausstattern gewartet, von Medienexperten präpariert und treten uns in den Medien als Resultate eines pädagogischen Programms entgegen.

Die Schi als aufwendig gestaltete Hochtechnologie-Produkte schaffen technisch definierte Möglichkeiten, die, stellvertretend für ein interessiertes Publikum, von einigen Auserkorenen eingelöst werden.

Auch wer sich um die Schi und den Schisport nicht kümmern mag, kann sich diesen technisch dekorierten Ikonen österreichischer Glücksvorstellungen kaum entziehen.