Kleine Zeitung, 21. Mai 1998, Walter Titz

Das Schiff im Schiff

Jesuitentheater zwischen Gestern und Heute. Barocker könnte der Rahmen für ein Barockspektakel nicht sein. Die strahlend restaurierte Jesuitenkirche der Alten Universität Wien war an drei ausverkauften Abenden Schauplatz für "Hirlanda". Nach einer Handschrift des 18. Jahrhunderts initiierte Hannes B. Pircher, Scholastiker des Jesuitenordens, eine ehrgeizige Wiederbelebung des klassischen "Jesuitentheaters".

Mit "Hirlanda" wählte man keinen leichten Stoff. Die Geschichte von Schuld und Unschuld, Lug und Trug bietet allerdings zahlreiche Möglichkeiten, opulente Bilder in das Kirchenschiff zu zaubern. Hauptbühne ist ein Schiff, das sich sehr konkret, aber auch als Allegorie in die barocke Pracht fügt.

Regisseurin Kristine Tornquist (auch für das beeindruckende Bühnenbild zuständig) und der exzellente Lichtdesigner Philipp Harnoncourt schaffen dichte Momente von oft hintergründigem Witz. Herbert Adamec brillierte darin als Luzifer.

Starke Akzente setzt Komponist Jury Everhartz. Unter anderem standen mit Robin Greenaway und Kristiane Kaiser für die Umsetzung seiner Musik - welche die Schattierung des Spiels zwischen Burleske und Tragik facettenreich spiegelt - ausgezeichnete Stimmen zur Verfügung.

Andere Kritiken