Kronenzeitung, 16. Mai 1998, Oliver A. Láng

Hirlanda, ein Monster

Wenn Luzifer in der Kirche vorbeischaut, dann mit barockem Gepränge: mit Gefolge, Unterteufeln im feurigen Ornat, von knallroten Scheinwerferbatterien bestrahlt. Beim Jesuitenspiel in der Universitätskirche wurde Hierlanda (1791) von Johannes Udalcrius von Federspill aufgeführt. Ein Theater-Monster: reine Lesezeit fünf Stunden, umständlicher Plot, Handlungswiderholungen. Zwar dauert das Werk nur noch zweieinhalb Stunden. Aber Spannung fehlt.

Jury Everhartz´weitausholende Musik hat oft Bremswirkung, die hallende Akustik fördert das Textverständnis nicht. Die "aufrichtigen" Bilder bieten zum Teil bunte Bewegtheit und Humor, zum Teil Meditationscharakter. Manches hat Charme. Schauspieler wie Ute Springer (Hierlanda), Lutz Blochberger (Artus), Dorothea Plaim (Fredegundis) oder Herbert Adamec (Luzifer) lassen Spielfreude und Begeiterung sprühen. Kristine Tornquists Regie nützt den Raum gut und setzt auf Farben und Vielfalt: Man fährt mit dem Rad durch die Kirche, feiert Orgien usw. Geschmackvoll wirkt Philipp Harnoncourts Lichtdesign.

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