Die Brotfabrik

Die Ankerbrot AG wurde 1891 durch die Brüder Heinrich und Fritz Mendl in Wien-Favoriten gegründet.

Das Unternehmen wuchs von anfangs 20 Mitarbeitern (Produktionsleistung: täglich 2000 Rundbrote à 2 kg) schnell heran und entwickelte sich in kurzer Zeit zum größten Bäckereibetrieb Österreichs und erhielt das Privileg, den Titel k.u.k. Hoflieferant zu führen.

Die Ankerbrotfabrik war Schauplatz zahlreicher Arbeitskämpfe. Die Achtstundenschicht wurde hier zuerst eingeführt und die Gehilfenorganisation de facto als Tarifpartner anerkannt. Dennoch kam es auch in den folgenden Jahren immer wieder zu Arbeitsniederlegungen. 1914 beschäftigte das erfolgreiche Unternehmen fast 1.300 Mitarbeiter. Diese bildeten 1918 eine „Arbeiterwehr“ zum Schutze ihres Betriebes, die mit etwa tausend Mann zu den stärksten dieser Art in Wien zählte.

1938 wurde der Betrieb von den Nationalsozialisten „arisiert“. Anfang 1939 kam es zu einem Streik der Ankerbrot-Belegschaft gegen die Angleichung der Lohnsteuer an die wesentlich höheren deutschen Steuern – der erste und letzte Streik eines großen Betriebes während der Nazizeit. Die Gestapo unterband diese Streikbewegung und war auch in den folgenden Jahren häufiger „Gast“ in der Ankerbrotfabrik, in der mehrere Widerstandsgruppen tätig waren. Dabei wurden mehrere Betriebsangehörige verhaftet, drei von ihnen hingerichtet.

Nach 1945 erfolgte die Rückgabe des Unternehmens an die früheren Eigentümer. Seit damals wechselte die Ankerbrotfabrik mehrmals den Besitzer, wurde Aktiengesellschaft (1970) und schlitterte in Krisen.

Die Ankerbrot AG beschäftigte 1996 einen Höchststand von 2630 Mitarbeitern und erzielte einen Umsatz von 2,2 Milliarden Schilling. 2003 übernahm der deutsche Millionär Klaus Ostendorf den inzwischen schwer angeschlagenen Backriesen, der über einen Ausgleich entschuldet werden sollte. Heute beschäftigt Ankerbrot in knapp 180 Filialen im Großraum Wien rund 1.700 Beschäftigte.

Die historischen Backsteingebäude im 10. Bezirk, die heutigen Anforderungen an Industrieanlagen mit Fliessbändern nicht mehr gerecht wurden, wurden im Laufe der nächsten Jahre geräumt.

Etwa die Hälfte dieses Areals, 24.000 Quadratmeter, wurde vom Unternehmen Loft-City in Ateliers und Lofts umgewandelt.

Die alte Verladehalle (Expedithalle) war mit ihren 2000 qm zu ihrer Bauzeit 1898 die grösste stützenlose Halle Europas.

Bilder vom Aufbau für das Festival "Nachts" in der Expedithalle der Brotfabrik