Die Stadtspionin, 09.05.2010, Sabine Maier

Il Nascimento dell’ Aurora

Tolles Bühnenbild, wunderschöne Kostüme, einfallsreiche Regie von Kristine Tornquist und gute Sänger: Die Kammeroper hat sich wieder einmal einer Musiktheater-Rarität angenommen und bringt die hierzulande noch nie gespielte Barock-Oper „Il Nascimento dell’ Aurora” auf die Bühne. Auch für Nicht-Opern-Fans eine Entdeckung!

Gleich mal vorweg: Die Handlung ist ziemlich albern! Apollo, der Flussgott Peneus, die Waldnymphe Daphne, der Windgott Zephyr und die Blumengöttin Flora bereiten den Geburtstag der Morgengöttin Aurora vor. That’s it.

Zumindest auf den ersten Blick. Denn die Festa Pastorale war in Wahrheit eine politische Aufforderung. 1710 befand sich das Haus Habsburg in einer Krise. Nach dem Tod des letzten Spanischen Habsburgers im Jahr 1700 griffen die Bourbonen von Frankreich aus nach dem Land. Der Spanische Erbfolgekrieg tobte und alle Hoffnungen der Habsburger ruhten auf der Gemahlin Kaiser Karl VI, der jungen Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel - die aber nicht und nicht schwanger wurde.

Venedig, mit Österreich im Krieg verbündet, schickte der jungen Elisabeth daher zum Geburtstag 1711 die extra in Auftrag gegebene Oper des damals berühmten Tomaso Albinoni. „Il Nascimento dell’ Aurora” war, verpackt in viele blumige Arien, nichts anderes als die Aufforderung, endlich einen Thronerben zu produzieren!

Der in Venedig geborene Tomaso Albinoni (1671–1751) war einer der ganz großen Melodiker des Barock. Während man seine Instrumentalmusik fallweise noch im Konzertsaal antrifft, sind seine 80 Opern weitgehend in Vergessenheit geraten. Umso spannender, dass die Wiener Kammeroper „Il Nascimento dell’ Aurora” erstmals in Österreich szenisch präsentiert.

Übrigens: Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel schenkte den Habsburgern trotz Oper keinen nächsten Kaiser. Aber eine Kaiserin namens Maria Theresia.

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