Wiener Zeitung, 07.05.2010, Gerhard Kramer

Albinonis Fest für die fleischgewordene Göttin Aurora

Populär wurde Tomaso Albinoni in neuerer Zeit vor allem durch die kitschige Bearbeitung eines Adagios in g-Moll. Dass der "dilettante veneto" weit mehr als 50 Bühnenwerke, daneben zahlreiche Sonaten und Konzerte komponierte, ist weniger bekannt. Schön, dass die Wiener Kammeroper mit seiner Festa pastorale "Il nascimento dell Aurora" jetzt an ihn erinnert.

"Festa pastorale": Das ist keine Barockoper im gewohnten Sinn, sondern ein allegorisches, fast handlungsloses Spiel. Anno 1710 gab es der kaiserliche Gesandte in Venedig bei Albinoni in Auftrag; es galt, den Geburtstag von Elisabeth Christine zu feiern, die denn auch im Finale mit der Göttin Aurora gleichgesetzt wird. Ihr huldigen fünf mythologische Figuren mit einer barocken Arienkette; sie im Wortsinn zu inszenieren, kommt einer "mission impossible" gleich.

Folgerichtig lebt die Aufführung primär von den ungemein phantasievollen Kostümen (Markus Kuscher). Schade, dass sich die Szene erst zum Schluss in einen wunderbaren Zauberwald verwandeln darf (Bühne: Duncan Hayler). Für die Regie von Kristine Tornquist bleibt da außer pseudobarocker Gestik und dem Verlegenheitsspiel mit Requisiten wenig zu tun.

Umso prächtiger musiziert René Clemencic mitseinemConsort, den klangschönen Streichern und einem brillanten Lautenisten. Unter den Sängern fesselt Krisztina Jónás (Dafne) mit glanzvollem Sopran. Gerhard Hafner als Zeffiro (Sopran) und Armin Gramer als Apollo (Alt) sind zwei tüchtige Countertenöre. Nur der robuste Tenor von Wilhelm Spuller (Peneo) lässt es an der Koloraturfertigkeit fehlen.

Obligat, wie stets: Der Schlussjubel.

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