Der Vinschger 11/1998, lu

Dass das barocke Mysterienspiel "Hierländä" mehr als 200 Jahre nach seinen Aufführungen in der Laaser Markuskirche für Schlagzeilen sorgt, hätte wohl niemand gedacht, als der Laaser Pfarrer und Theaterbegeisterte Pircher Johann die herabgekommene Handschrift von Udalricus von Federspill renovieren liess und auf sein Anraten hin vom Besitzer Herbert Haas der Volksbühne Laas als Geschenk zur Verfügung gestellt wurde.

Ein paar Jahre später kam dieses Werk dem Prader Theaterwissenschaftler Toni Bernhart in die Hände, der sich begeistert des Stückes annahm. In geduldiger Kleinarbeit übersetzte er das Buch und inszenierte 1997 in Zusammenarbeit mit der Volksbühne Laas die Hierlanda in Form einer szenischen Aufführung des Stückes in Wien.

Dieser Traum wurde nun mit tatkräftiger Mithilfe des Naturnser Jesuiten Hannes Pircher anlässlich der abgeschlossenen Renovierung der Wiener Jesuitenkirche in einer modernen, verkürzten Fassung Wirklichkeit.

Die Volksbühne Laas verfolgte diese Entwicklung natürlich mit Interesse und organisierte gemeinsam mit dem Theaterbezirk Vinschgau eine Fahrt zur Premiere nach Wien. Ganz erstaunt war das zahlreiche Wiener Publikum, dass so viele VinschgerInnen, zum Teil in Tracht, diesem Spektakel beiwohnten, das zu einem modernen, kurzweiligen Mysterienspiel umfunktioniert worden war.

Sichtlich begeistert genossen die VinscherInnen die Auffführung in der barocken Kirche, welche durch Wiener BurgtheaterschauspielerInnen, hervorragende Musik, ein kreatives Bühnenbild und gekonnte Bildeffekte ganz in der Tradition des Barock zu einem ganzheitlichen Theatererlebnis avancierte.

Vor der Aufführung verkosteten Juliane Stecher (Volksbühne Laas), Toni Bernhart und Hannes Pircher einen echten Laaser Hirlanda-Marillenschnaps. Nach der gelungenen Premiere sorgten die angereisten VinschgerInnen durch die mitgebrachten Köstlichkeiten beim obligaten Buffet im Jesuitenhof bei Geigenklängen für ein weiteres Nachspiel für Gaumen und Sinne.

Die Wichtigkeit dieses kulturellen Events unterstrich die Anwesenheit des Kulturlandesrates Hosp, des Laaser Bürgermeisters Wolfgang Platter, Berufsschuldirektor Franz Waldner und der Geistlichkeit aus Laas.

Die renovierte Handschrift der Hirlanda wurde ebenfalls nach Wien gebracht und am Eingang der Kirche auf einem, wie könnte es anders sein, Marmorsockel ausgestellt.

Andere Kritiken