Dolomiten, 13. Mai 1998

Barockoper "Hirlanda"

Die frisch renovierte Wiener Universitätskirche wird am morgigen Donnerstag und am 18. und 19. Mai zur Bühne. Anlässlich der Feierlichkeiten rund um den Abschluss der Restaurierung präsentiert der aus Naturns stammende und in Wien wirkende Jesuit Hannes B. Pircher die Barockoper "Hierlanda - durch falschheit zu feir verdamte unschuld".

Das der Aufführung zugrunde liegende Originalmanuskript aus dem Jahre 1791 ist Eigentum der Volksbühne Laas. Der Kulturpublizist Toni Bernhart beschäftigt sich seit Jahren mit dem Mysterienspiel "Hirlanda" und hat es an die Öffentlichkeit befördert.

Der Hirlanda-Stoff tauchte erstmals in Frankreich auf und basiert wahrscheinlich auf einer historischen Figur aus den Jahrhunderten davor. Im Mittelpunkt steht die bretonische Fürstin Hirlanda, die verleumdet und unschuldig zum Feuertod verurteilt wird. Blut und Herz ihres Erstgeborenen sollen dem englischen König als Medizin geopfert werden. Die Teufel in der Hölle und Christus im Himmel kämpfen um die Seelen der Menschen, bis zum Schluss die gottgewollte, barocke Weltenordnung wiederhergestellt wird.

Die originale Notation ist verlorengegangen. Die Neuvertonung von Eingangsmusik, Arien und musikalischen Zwischenspielen stammt vom Berliner Komponisten Jury Everhartz. In den Hauptrollen spielen Ute Springer und Lutz Blochberger, Schauspieler am Wiener Burgtheater.

Der gesamte Kirchenraum wird als Bühne verwendet. Die Dramaturgie der Schauplätze folgt einerseits einer Tradition strenger geometrischer Organisation im mittelalterlichen Mysterienspiel, andererseits kann der Zuschauer - gemäss einer Idee der modernen Simultanbühne - seinen Blickpunkt frei wählen.

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