Feist

Feist richtet sich in trotziger Selbstbehauptung gegen die Bedingungen der eigenen Existenz und wird an sich scheitern. Bereits der Marlowesche Faust von 1589 erscheint nicht als souveräner Beherrscher der Elemente, sondern bleibt in der Abhängigkeit von seinen Begierden unfrei. Damit betritt der von sich selbst dissoziierte Mensch der Moderne die Bühne: Faust konstituiert seine Subjektivität in Begierde nach Erkenntnis, Handlungsfähigkeit und Trieb-befriedigung. Damit legt er aber auch fest, was diese Subjektivität für ihn in Kürze bedeuten wird: Unbefriedigtsein, Ruhelosigkeit der ungestillten Begierde als Bedingung seines Selbst. In einem doppelt verkehrten Vexierbild beschäftigt Feist sich als ein Produkt der Moderne mit dieser und hebt sie darin als ein Unstatthaftes vollständig auf. Während der Faust der Aufklärung noch an seiner Selbstkonstitution herumlaboriert, treibt Feist, der bereits von Anfang an um das unaufhaltsame Scheitern des Subjektes weiß (und trotzdem dessen Selbstkonstitution unternimmt), im Wahnsinn zurück zur "theoria", der schönen, der universalen Schau der Welt - noch vor Entdeckung des Augpunktes.

Nur so findet seine Selbstverachtung - in einem Akt des Verschwindens - Erlösung:  die gewissermassen alchimistische Tunke ist die musica mundana.

Ein derartiges Szenario verlangt ein "Spiel im Spiel", ebenso, wie der Hanswurst in Marlowes Faust mit seinem ständigen direkten Publikumsbezug noch zwischen Zuschauer und Stück tritt und es somit als "angenehme Täuschung" erscheinen läßt, hinter der die Moral ihre Anwendung finden kann. Als pointiertes "Spiel im Spiel im Spiel" wählten wir Johann Friedrich Lampes "Pyramus and Thisbe".