Österreich Journal, 03.08.2017, Ipd

Kirchenoper Hemma erstmals in Basilika von St. Andrä aufgeführt

LH Kaiser und LR Benger dankten für die gelungene Premiere – Carinthischer Sommer ist ein kulturelles Highlight und eine große Bereicherung Kärntens

Klagenfurt (lpd) - Der Carinthische Sommer ist unbestritten ein kulturelles Highlight und Aushängeschild Kärntens. Die Kirchenoper „Hemma - Eine Weibspassion" wurde am 02.08. erstmals in St. Andrä, in der Basilika Maria Loreto, aufgeführt. Landeshauptmann Peter Kaiser, begleitet von Lebensgefährtin Uli Wehr, und Kulturreferent LR Christian Benger besuchten die Aufführung. Sie zeigten sich begeistert und gratulierten und dankten allen Darstellern und Verantwortlichen, der Regisseurin Kristine Tornquist und Simeon Pironkoff am Pult des Kärntner Sinfonieorchesters sowie Bruno Strobl für die Musik und Franzobel für das Libretto.

„Der Carinthische Sommer ist ein Markenzeichen, das auch außerhalb Kärntens geschätzt wird“, sagte der Landeshauptmann und dankte Intendant Holger Bleck sowie allen für die Organisation und Gestaltung. Das Programm trage die Handschrift von Intendant Bleck, der bei seinem Antreten angekündigt hat, eine Symbiose zwischen Vertrautem und Neuem schaffen zu wollen. Kultur sei eine Sprache der Leidenschaft, die man überall verstehe, Kultur verbinde und führe zusammen. Er sei stolz auf den Carinthischen Sommer, der sich durch eine außergewöhnliche Vielfalt auszeichne, ein Fixpunkt und eine große Bereicherung des Kärntner Kulturlebens darstelle. Kunst und Kultur seien besonders wichtig in einer Zeit von großen Herausforderungen.

Er verwies auf das Ziel, ganz Kärnten zur Bühne für den Carinthischen Sommer werden zu lassen. „Villach und Ossiach werden immer Fixpunkte des CS sein, aber die Breite des Landes ist eine wertvolle Ergänzung dessen, was den Carinthischen Sommer ausgemacht hat und von Villach und Ossiach ausgehend immer ausmachen wird“, so der Landeshauptmann. Das Motto 2017 sollte uns ein bisschen in die Märchenwelt versetzen. „Lassen wir uns von der Muse küssen“, so Kaiser.

LR Benger wies darauf hin, dass man mit der Kirchenoper mehr Strahlkraft erreichen wolle und daher habe man als zusätzlichen Austragungsort St. Andrä mit seiner Basilika gewählt. Der Carinthische Sommer wachse dank aller, die die Chance der Erweiterung erkannt hätten. „Jede Öffnung für Neues und jede Einbindung von Bestehendem ist befruchtend, schafft Identität und ist die Basis für einen Erfolg. Außerdem schaffen wir eine verstärkte Vernetzung von Kultur und Tourismus und damit Wertschöpfung“, sagte Benger. Mit der Kirchenoper forciere Kärnten mit Erfolg ein Alleinstellungsmerkmal.

Die Titelrolle singt Juliette Mars, die zuletzt in "Hoffmanns Erzählungen" an der Wiener Staatsoper zu hören war. Der Bassbariton Andreas Jankowitsch verkörpert Graf Wilhelm von Friesach. Die Sopranistin Julia Koci war bereits letztes Jahr in Gottfried von Einems "Jesu Hochzeit" zu hören und ist dieses Jahr als Kathi auf der Opernbühne zu sehen. Sven Hjörleifsson, der isländische Tenor, ist in der kommenden Saison 2017/18 festes Mitglied des Opernensembles der Oper Leipzig und spielt in der Kirchenoper einerseits Wilhelm Hartwig und andererseits den Erzbischof. Als Matschacher ist der aus Hamburg stammende Bass Jens Waldig zu sehen.

Die Kirchenoper wurde, wie schon im Vorjahr, in Kooperation mit dem Stadttheater Klagenfurt produziert. Die zwei Vorstellungen in der Basilika Maria Loreto in St. Andrä werden von der Stadtgemeinde und der Pfarre St. Andrä im Lavanttal unterstützt.

Von Hemma von Gurk ist wenig historisch Gesichertes bekannt, um sie ranken sich viele Legenden. Sie soll eine einflussreiche Frau sowie eine Verwandte Kaiser Heinrichs II gewesen sein und zwischen 995 und 1045 in Kärnten gelebt haben. Verheiratet war sie mit Wilhelm, dem Grafen von Friesach und Markgrafen von der Sann, mit dem sie zwei Söhne gehabt haben soll. Nach dem Tod ihres Mannes und ihrer beiden Söhne, die laut Legende bei einem Aufstand von Knappen erschlagen wurden, nutzte sie ihren Besitz zur Gründung zahlreicher Kirchen und unter anderem – laut Urkunde 1043 – auch eines Klosters in Gurk. Die Oper zeigt Hemma als Frau im Spannungsfeld zwischen den Ansprüchen von Familie, Ehemann und Kirche sowie ihrem eigenen Wunsch nach einem erfüllten und gerechten Leben. Der Gesellschaftsordnung des Hochmittelalters widersetzt sie sich mit Intelligenz. Obwohl politisch weitschauend kann sie einen folgenschweren Aufstand der Minenarbeiter nicht verhindern.

Franzobel, geboren als Franz Stefan Griebl in Vöcklabruck, gilt als einer der produktivsten, populärsten und auch am stärksten polarisierenden österreichischen Schriftsteller. Sein Werk umfasst Theaterstücke, Romane, Erzählungen, Kinderbücher und Lyrik. Franzobel erhielt mehrere Auszeichnungen, unter anderem den Ingeborg-Bachmann-Preis und den Arthur-Schnitzler-Preis.

Der Kärntner Komponist Bruno Strobl, unter anderem auch ein Schüler Nikolaus Fheodoroffs, des Mitgründers des Carinthischen Sommers, hat „Hemma – Eine Weibspassion“ vertont. Es ist nicht seine erste Kirchenoper und auch nicht seine erste Arbeit für den Carinthischen Sommer. Nach „Sara und ihre Männer“ 2012 ist es bereits seine zweite Oper für den Carinthischen Sommer, die in Ossiach uraufgeführt wird. Strobl, auch Präsident der Internationalen Gesellschaft für neue Musik (IGNM) Österreich, hat sich stets für zeitgenössische Musik eingesetzt und sie in Kärnten einem größeren Publikum zugänglich gemacht, unter anderem als Organisator des Festivals EXPAN oder als Leiter des Ensembles MusikFabrikSüd.

Andere Kritiken