Was passiert?

Gilgamesch, der König von Uruk, riesenhaft und schön, zu einem Drittel ein Mensch, zu zwei Dritteln ein Gott, vernachlässigt seine herrschaftlichen Aufgaben, die Stadt leidet unter seiner Willkür. Er zwingt die jungen Männer, ihn zu unterhalten und beansprucht das jus primae noctis.

Die Bürger von Uruk wenden sich an die Götter und flehen um Hilfe, woraufhin jene beschließen, ihn durch den Einfluss eines Gefährten zur Vernunft zu bringen.

Dieser Freund, Gefährte und Beschützer, wird Enkidu, ein mit den Tieren lebender Mensch der Wildnis, der die Sprache der Tiere kennt und sich, wie sie, von Gras ernährt.

Schamchat, „die Üppige“, wird von den Göttern bestimmt, Enkidu in die Liebe und das kultivierte menschliche Leben einzuführen. Sieben Tage lieben sie einander, danach ist Enkidu der Wildnis entfremdet.

Enkidu erfährt von Gilgameschs Machtmissbrauch und ist empört. Es kommt zu einem Kampf zwischen beiden körperlich ebenbürtigen Gegnern, der in ihrer Freundschaft einen glücklichen Ausgang findet.

Beide Freunde machen sich auf, Humbaba zu besiegen, den mächtigen Hüter des Zedernwaldes. Mit Hilfe von Enkidu und unter dem Schutz des Sonnengottes Schamasch gelingt es Gilgamesch. Ein Felsbloch stürzt herab und teilt den Berg in zwei Gebirge, Libanon und Antilibanon.

Als Gilgamesch und Enkidu siegreich nach Uruk zurückkehren erwartet sie dort Ischtar, die Gilgamesch als Mann begehrt. Ischtar ist die mächtige Stadtgöttin Uruks, Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit, aber auch des Todes und des Krieges.

Der Held weist die Göttin zurück, die sich empört an ihren Vater Anu wendet und von ihm den Himmelsstier verlangt, der Gilgamesch vernichten soll. Aber auch diesen besiegen Gilgamesch und Enkidu.

Gilgamesch beleidigt in seiner Hybris Ischtar. Die Götter beschließen, ihm zur Strafe den geliebten Freund zu nehmen: Enkidu stirbt an einer rätselhaften Krankheit.

Der untröstliche Gilgamesch begibt sich auf der Suche nach der Unsterblichkeit bis an den östlichen Rand der Erde zum sagenhaften Zwillingsberg, der den Blick auf die Sonnenbahn freigibt.

Er sucht Rat bei Utanapischti, dem babylonischen Vorbild des biblischen Noah und Überlebenden der vorzeitlichen Sintflut. So gewinnt er zwar nicht den Freund zurück und überwindet auch die Sterblichkeit nicht, aber er erlangt Erkenntnis über sein menschliches Dasein. Der Rat des Utanapischti: „Tue das, was eines Königs Pflicht ist.“

Am Ende seines Weges, am Ufer des unterirdischen Süßwasserozeans, verwandelt er sich und findet wieder in die Welt der Menschen. Gilgamesch kehrt nach Uruk zurück und wird zu einem lange regierenden, klugen Herrscher. Er lässt die Stadtmauer Uruks erbauen und den Tempel der Göttin Ischtar.

Isabelle Gustorff