inszenierung.at, 14.05.2009, Udo Pacolt

Nachts

Das sirene Operntheater zeigt: Nachts, Uraufführung von 9 Wunderkammeropern, jedes Wochenende von 22. Mai bis 18. Juli 2009, jeweils um 21 Uhr, in der Expedithalle der Brotfabrik, Wien 10, Puchsbaumgasse 1 (Tor 4) in Zusammenarbeit mit ensemble on_line, Carpa Theater, urtheater & Jugendstiltheater.

Das sirene Operntheater bringt mit dem Festival „Nachts“ von 22. Mai bis 18. Juli in der Expedithalle der ehemaligen Ankerbrotfabrik einen ganzen Roman auf die Bühne – 9 Wiener Komponisten vertonen in 9 eigenständigen Episoden Leo Perutz’ Roman „Nachts unter der steinernen Brücke“. Die phantastischen Geschichten im Prag der Renaissance sind bevölkert von bekannten historischen Figuren wie dem Habsburger Kaiser Rudolf II. – und seiner Wunderkammer –, Johannes Kepler, Albrecht Wallenstein und nicht zuletzt dem Schöpfer des Golems, Rabbi Löw. Im Zentrum der Ereignisse steht die rätselhafte, verbotene Liebe zwischen einer Jüdin und dem Römischen Kaiser, die mit Rosmarin und Rose nachts unter der steinernen Brücke von Prag beginnt und beinahe in die Katastrophe führt. Perutz schrieb von 1924 bis 1951 in diesen Roman nicht nur viele Legenden seiner Geburtsstadt Prag ein, sondern zeichnet auch ein Bild der schwierigen Balance einer multikulturellen Gesellschaft. Begleitet werden diese Wunderkammeropern von einer Ausstellungsserie, in der 9 bekannte Künstler ihre privaten Sammlungen zeigen.

Jede der einstündigen Kammeropern wird in nur einer Woche bilderreich und leichtfüßig in Szene gesetzt. Musikalische Gesamtleitung Francois-Pierre Descamps, Regie Kristine Tornquist, Regiemitarbeit Rainer Vierlinger. Bühne Jakob Scheid, Kostüme Markus Kuscher. Technische Leitung Edgar Aichinger. Es spielt das ensemble on_line.

Die 2000qm-Halle war zu ihrer Bauzeit Ende des 19.Jahrhunderts die größte stützenfreie Halle Europas und hat seither eine wechselhafte Geschichte hinter sich – das Festival „Nachts“ präsentiert sie nun als neuen Spielort.

Die Premieren der 9 Kammeropern werden von 9 Vernissagen begleitet, die von Brigitte Felderer kuratiert werden. 9 Künstler und Künstlerinnen zeigen ihre Sammlungen.

In der gezeigten Dichte und Präsentation geraten selbst Objekte des alltäglichen Gebrauchs oder Gegenstände, die der allgemeinen Aufmerksamkeit nur zu leicht entgehen, zu ästhetischen Kostbarkeiten und geheimnisvollen Preziosen. In den Wunderkammern eröffnen sich unterschiedliche Gedankenräume, die konkrete Form angenommen haben. An jedem der 9 Abende wird eine neue Sammlung gezeigt, lassen sich die Besucher auf Erstaunliches ein.

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