Oberösterreichisches Volksblatt - Kultur 20.06.2006

Anne Frank in Hartheim

Im „Kulturtreff“ Alkoven, Schloss Hartheim unmittelbar benachbart, startete am Wochenende eine österreichweite Aufführungsserie der Kammeroper „Das Tagebuch der Anne Frank“ von Grigori Frid, und zwar im Rahmen eines Benefizkonzertes der von Reinhard Dyk betreuten Stiftung Hartheim.

Vor einer stattlichen Besucherschar entwickelte sich das beklemmende Drama der ins KZ deportierten kleinen Anne Frank, künstlerisch in seltener Dichte aufgelöst: Die Musik des 1915 geborenen Russen Frid verschmilzt in ihrer wachsenden Gefühlsintensität förmlich mit der Figur der Titelheldin, die begleitenden Textstellen aus dem Tagebuch fungieren als ruhige, aber keineswegs beruhigende Zäsuren.

Der historische Ungeist des Ortes wird assoziativ spürbar, sodass Dichte und Vielfalt der gesungenenen, gespielten, gesprochenen und gesehenen Bilder den Zuhörer fast überwältigen. Die Konstrukteure des Erfolgs: meisterhaft aufspielende Musiker aus Bruckner-Uni und Ensemble Sonare unter der exzellenten Leitung von Thomas Kerbl, die Stimme des Dichters Michael Köhlmeier; Regie, Bühnenbild und Licht (Kristine Tomquist, Jakob Scheid und Ingo Kelp) und vor allem: die großartige schauspielerische und gesangliche Leistung der Sopranistin Nina Maria Plangg. Sie spielt nicht, sie „ist“ Anne Frank.

Viel Applaus. Pst!

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