Isabelle Gustorff, per Post

Allein schon das Unternehmen selbst, Mut und Freiheit der Realisierung beeindrucken mich sehr. Und so gut passt Ihr in das wunderbare Jugendstiltheater.

Zuerst habe ich die Operellen angesehen.und war dabei ganz überrascht, wie überzeugend die Verklammerung der einzelnen Stücke durch das Figurenkonzept, das einheitliche Bühnenbild etc. funktioniert. Es ist ganz eigenartig wie sehr man beim Schauen bereit wird, alles selbst zu zu verknüpfen und weiterzudenken und die Idee sich nicht in den Vordergrund drängt.

Das Ganze ist witzig, intelligent, kurzweilig. Schon das erste Stück gefiel mir sehr. Ehrlich gesagt fand ich Daniel Glattauer als Autor bis jetzt nicht so besonders interessant, kam mir oft banal vor, aber mit der herrlichen Musik der Johanna Doderer steht der Subtext natürlich ganz anders da. Die Sänger sind auch vorzüglich, wie alles.

Für mein Gefühl steigerte sich die Dichte dann wieder sehr in Euren beiden Arbeiten, die ja nicht umsonst in der Mitte stehen und natürlich auch besonders dicht verknüpft scheinen. Alles ist so konzentriert, ideen-und assoziationsreich, dass man den Eindruck hat, Ihr hättet den Abend getrost auch alleine füllen können. Ich mag sehr das barockisierende terzett/quartett von Dir. Leider konnte ich auf beiden DVDs den Text oft nicht so gut verstehen, was sicher nur an der Aufnahme lag oder an meinem Gerät.

René Clemencics Musik schwebt altmeisterlich-klassisch modern, wie ein ganz später Kandinsky. Jetzt mit schon wieder etwas Abstand steht mir noch immer sehr die Schauspielerin vor Augen, die sehr wandelbare in den stillen Häutungen, schön dass Ihr sie so lange schweigen lasst. Wenn sie dann spricht ist man unglaublich gespannt, es gefriert einem das Blut in den Adern bei ihrem grausig-traurig-komischen Monolog à la Jandl. Das ist wirklich eine besonders gelungene Figur, irgendwie ein Amalgam aus den vorigen, die Sänger verblassen fast vor der Präsenz dieser Spielerin.

Ein paar Kleinigkeiten habe ich nicht verstanden, was z.B. macht der Jüngling im Feuerofen? Warum löst nur eine Fünfziger Jahre Küche zwischen Frankfurter Küche und Doris Day noch immer Beklemmung aus und nicht etwa die Edelstahl Bulthaupt Monsterküche unserer Zeitgenossen mit ihrem lächerlichen Kochkult?

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