Ozeanriese und wendiges Segelschiff
Die kleinen Dinge sind die allerwichtigsten. Sherlock Holmes
Die Miniatur
Immer im Zwiespalt zwischen riskantem Experiment und der hohen Kunst der Reduktion verfügt die Kunstform der Miniatur doch über dramaturgische Regeln und Möglichkeiten, die denen der Großen Form so gegenüberstehen wie ein wendiges Segelschiff einem Ozeanriesen.
schnell und fragil
Der komprimierte Raum einer Miniatur verweigert sich der zwar nicht einer Geschichte, aber ihrer Ausdehnung. An die Stelle langsamer Entwicklungen tritt die Erscheinung, damit eben auch die Form an sich, das rein Strukturelle. Damit entsteht natürlich schon ein Biotop des Absurden.
Der Reiz der Kürze liegt in der Leichtigkeit, mit der eine dramatische Situation angedeutet, in der Rasanz, mit der sie zugespitzt und entwickelt werden kann, liegt in der traditionell lustvollen Neigung des Kurzstückes zur Volte, zur Verschwendung der Idee und zur gleichzeitigen Ökonomie der Form.
Wenn man es eilig hat, muß man übertreiben
Kürze zwingt zur Pointiertheit, entfacht im Kopf des Lesers, Hörers, des Zuschauers ein Feuerwerk an Assoziationen und Fortsetzungen. Was an Differenziertheit verlorengeht, wird an Geheimnis gewonnen. Die Miniatur stellt in Frage, schlägt eine Richtung ein, noch ohne ein Ziel dabei anzupeilen und bedient sich dabei der Eleganz der Andeutung.
Der Text – eine Librelle
Namen sind für die Primitiven – wie für die heutigen Wilden und selbst für unsere Kinder – nicht etwas Gleichgültiges und Konventionelles, wie sie uns heute erscheinen, sondern etwas Bedeutungsvolles und Wesentliches. Der Name eines Menschen ist ein Hauptbestandteil seiner Person, vielleicht ein Stück seiner Seele. Sigmund Freud, Totem und Tabu
Die Operellen sind nur durch Bestimmung der Figuren (Frau/Mann im Mond, Astronaut/in, Koch/Köchin, Briefträger/in, Galileo Galilei) miteinander verknüpft. Die Entscheidung, nicht thematische, sondern formale Bedingungen die Verbindung zwischen den einzelnen Operellen herstellen zu lassen, eröffnet einerseits größeren Spielraum, andererseits widerstrebt die innere Logik des Kurzstückes der thematischen Vorgabe: ein Kurzstück hat nicht notwendigerweise ein „Thema“ klassischer Definition. Dem Autor stehen Namen wie dem Komponisten die Klangfarben des Orchesters zur Verfügung.