Der Standard, Rondo-Magazin, 20.11.2025, Regine Müller
Wien Modern wagt den Spagat zwischen Avantgarde und neuer Vielfalt
(...) Dass Neue Musik auch lustig sein kann, beweist schließlich die Uraufführung einer veritablen Oper. Weit draußen im 14. Gemeindebezirk Penzing findet im Otto-Wagner-Areal, einer ehemaligen psychiatrischen und pulmologischen Klinik-Anlage des legendären, die Architektur Wiens prägenden Architekten Otto Wagner findet im sogenannten Jugendstiltheater die Uraufführung von „Abendsonne“ des Duos Kristine Tornquist und Tomasz Skweres und dem sirene Operntheater statt.
Die Handlung spielt in einem Altenheim und nimmt in Form einer Gesellschaftssatire die Probleme des Pflegesystems ins Visier. Elegant zwischen Tragik und Komik balancierend beweist die Partitur von Tomasz Skweres sauberes Handwerk und liefert knackige Theatermusik mit Tempo und angemessenen, aber niemals banalen Pointen. Wie es sich für eine Buffa gehört, steht die Wortverständlichkeit im Vordergrund, lyrische Passagen haben Seltenheitswert, Sprechgesang dominiert, auch Sprechpassagen sind gefordert.
Das 13-köpfige Instrumentalensemble sitzt hinter der Szene, die das Bühnenbildduo Markus und Michael Liszt mit fünf frei stehenden Türen zweckdienlich minimalistisch möbliert hat. Die Türen werden später zu Betten in der Draufsicht, ansonsten gibt es munteres Auf- und Abtritts-Klappern wie in einer zünftigen Boulevard-Komödie. Gespielt wird mitunter auch zu ebener Erde vor der Bühne, vor allem vom Pflegepersonal und der geizigen Klinikleitung, die auch mal ein flottes Tänzchen mit dem Tee-Wagen hinlegt. Es darf gelacht werden, obwohl das Thema brisant ist und keineswegs veralbert wird. Ein Opern-Neuling, der mit Sicherheit nicht in der Versenkung verschwinden wird.





























