Nachrichten aus Russland und der Welt für heute (BFM.RU), 17.11.2015, Evgenia Smurygina

Die Oper Chodorkowski wird vom sirene Operntheater in Wien aufgeführt (pdf)

Premiere ist diesen Freitag. Die Handlung basierte auf der Beziehung zwischen Chodorkowski und Putin. Wird der ehemalige Chef von JUKOS ins Theater gehen und wieviel kosten die Eintrittskarten?

Zu den Charakteren der Chodorkowski-Oper gehören Igor Setschin, Roman Abramowitsch, die Glücksgöttin Fortuna und die PR-Agentin Kate. Das Libretto wurde vor zwei Jahren geschrieben, als Michail Chodorkowski noch im Gefängnis war, also steht die Hauptfigur im Gefängnis auf der Bühne, und das Ende ist offen, aber mit Hoffnung. Die Autoren (die Österreicherin Kristine Tornquist und der griechische Komponist Periklis Liakakis) hätten sich nicht mit dem echten Protagonisten beraten, sagte Olga Pispanen.

Olga Pispanen, Pressesprecherin des ehemaligen Chefs von JUKOS Mikhail Chodorkowski nimmt das mit Humor:

Künstler sind freie Menschen. Was sie wollen, machen sie. Jedenfalls haben wir es definitiv nicht bestellt. Wir wurden benachrichtigt, dass dies der Fall sein würde. Wir wissen genau dasselbe wie Sie alle. Nein, Mikhail Borissowitsch wird diese Oper nicht sehen können. Zumindest jetzt noch nicht. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird. Wenn die Oper noch länger gespielt wird, schafft er es vielleicht doch noch. Im Moment geht er aber jedenfalls definitiv nicht zur Premiere.

Für die Atmosphäre sorgten Akkordeonspieler im Theaterorchester, und auf der Bühne erschienen Jelzins Matroschka-Puppe, Hammer und Sichel, ein Bär, Lenins Kopf und ein Teppich. Chodorkowski läuft mit einer Ohrenklappe über die Bühne. In der Handlung geht es nicht so sehr um die Beziehung zwischen Putin und Chodorkowski im Besonderen, sondern um Wirtschaft und Regierung im Allgemeinen. Die Idee ist nicht originell, funktioniert aber, sagt die Theaterkritikerin Leyla Guchmazova:

Es ist wunderbar und gut, und Gott sei Dank, dass aus der Oper nicht irgendeine besondere Sonderwelt gemacht wird, die jetzt irgendwo im 18. Jahrhundert aufbewahrt werden sollte, und das war’s. Und kein Schritt nach vorne. Die Idee ist gut und attraktiv, aber wie sehr eine Opernaufführung an der Idee festhalten kann, ist eine gute Frage, denn erstens spielt die Idee und zweitens die künstlerische Qualität. Und jetzt, wenn das eine mit dem anderen zusammenfällt, dann wird die Oper meiner Meinung nach lange genug dauern. Unabhängig von der politischen Agenda.

Das sirene Operntheater wurde vor 17 Jahren gegründet. Eigene Räumlichkeiten bekam die Truppe erst 2003. Zuvor fanden Aufführungen im Wasserturm und in der Jesuitenkirche statt. Tickets für die Premiere kosten 32 Euro. Sie können Chodorkowski sowohl an diesem Wochenende als auch nächste Woche sehen.

Andere Kritiken