Kleine Zeitung, 04.08.2017, Uschi Loigge

Gute Sicht mit Nachhall: "Hemma - eine Weibspassion" in St. Andrä

Zweite Premiere für die Kirchenoper des Carinthischen Sommers in St. Andrä im Lavanttal. Im säulenfreien Kirchenraum der Basilika Maria Loreto konnte "Hemma" szenisch freier atmen als in der Stiftskirche Ossiach, die hallige Akustik ist hingegen ein Problem, das man - bei fortgesetzter Kooperation mit dem Festival - in den Griff bekommen sollte. Die feingliedrige Komposition von Bruno Strobl litt dabei weniger unter dem Nachhall als die Textverständlichkeit der Sänger. Die Leistung der in jeder Hinsicht glaubhaften Juliette Mars als Hemma und ihrer Kollegen in der aus dem Psychogramm einer Ehe (die gefühlvolle Hemma und der gewaltbereite Graf Wilhelm von Friesach) entwickelten Inszenierung von Kristine Tornquist konnte das dennoch nicht schmälern.

In der von Autor Franzobel mit Spitzen gegen weltliche und kirchliche Granden gespickten Geschichte der Kärntner Landesheiligen, überzeugte besonders der isländische Tenor Sven Hjörleifsson auch als Schauspieler, in der Doppelrolle von Hemmas Sohn und als Erzbischof. Der Festivalchor graste zwischendurch überaus stimmig in der Melodik des Kärntnerliedes. Und das Kärntner Sinfonieorchester unter Simeon Pironkoff führte Strobls Musik von der Illustrierung im Hintergrund zu faszinierender, die Handlung unterstreichender Präsenz.

Eine Kirchenoper, die sich für weitere Aufführungen empfiehlt.

Andere Kritiken