Augustin, Juni 2014, Reinhold Schachner

Au(weia)-Theater

Bei einem Theaterstück mit dem Titel "Vater Donau Tochter Au" ist Vorsicht geboten, denn dahinter können eigentlich nur Dadaist_innen oder die Geschäftsführung des Nationalparks Donau-Auen stecken.

Letzteres ist der Fall, denn es sollen neue BesucherInnen in die Auen gelockt werden und man versucht daher, in kunstaffinen Teichen zu fischen.

Beauftragt wurde die freie Gruppe "sirene Operntheater", um ein Stück über die Donau zu schreiben und zu inszenieren, was prinzipiell keine schlechte Wahl gewesen ist, denn "sirene" hat im zeitgenössischen Kontext beste Referenzen vorzuweisen.

Doch das Auftragswerk steht der Plattheit des Titels "Vater Donau Tochter Au" um nichts nach: Der Donaufürst denkt daran, seinem Strom den Rücken zuzukehren, da er nicht mehr das ist, was er einmal war, und das Donauweibchen zieht es mehr zu jungen Männern als zum alten Wels hin!!

Diese persönlichen "Probleme" (sexuelle Orientierung?!) werden mit (historischen) Ereignissen, angefangen von den Römern über Kraftwerksbau (bzw. deren Verhinderung wie in Hainburg) bis zur Gegenwart, verknüpft mit der Qualität eines fächerübergreifenden Schultheaterprojekts, das vom Lehrpersonal und den Schüler_innen Niederösterreichs oberstem Kulturchef zuliebe erarbeitet wird.

Übrig bleibt bei diesem Stück letztlich nur die Frage, ob es in Anbetracht der allgemein prekären Situation von freien Theater- macher_innen nachvollziehbar sei, des schnöden Mammons wegen eine lange erarbeitete künstlerische Position kurzerhand über Bord zu werfen und in der Donau zu versenken? Werbung in eigener Sache kann das "sirene Operntheater" mit dieser Auftragsproduktion keinesfalls machen. Und umgekehrt, ob das Kunstpublikum wegen "Vater Donau Tochter Au" die Donau-Auen für sich entdecken wird, bleibt auch zu bezweifeln.

Darüber kann auch der urban verwilderte Augartenspitz als stimmig ausgewählter Aufführungsort (Gelsen) für einen Zwischenstopp des fahrenden Au-Theaters nicht hinwegtäuschen.

Andere Kritiken