Online Merker, 08.12.2023, Udo Pacolt

Wiener Operntheater Odeon: „Alice“ von Kurt Schwertsik (Vorstellung: 7. 12. 2023)

Nach längerer Pause kam es Ende November wieder zu einer Opern-Uraufführung im Odeon: „Alice“ von Kurt Schwertsik in einer Koproduktion des sirene Operntheaters mit dem Serapions Theater. Die Aufführung, deren Text von Kristine Tornquist gemeinsam mit Max Kaufmann nach den Kinderbüchern „Alice im Wunderland“ und „Alice hinter den Spiegeln“ von Lewis Carroll (1832 – 1898) verfasst wurde, fand in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln statt.

Kurt Schwertsik (geb. 1938) gilt als einer der bekanntesten und wohl besten  österreichischen Komponisten. Ein Zitat aus einem erstklassigen Musiklexikon: „Schwertsik verwendet in seinen Kompositionen Elemente der Unterhaltungsmusik, ironisiert und verfremdet gängige Muster.“  All dies konnte man auch in seinem neuesten Werk hören – wunderbar gespielt vom  „Roten Orchester“, das einfühlsam vom französischen Dirigenten François Pierre Descamps geleitet wurde. Im Programmheft zu „Alice“ konnte man einen Beitrag vom Komponisten unter dem Titel „Musik für Alice“ lesen. Ein Zitat daraus: „Glücklich macht mich die Zeit der Proben: alle Mitwirkenden arbeiten am Gelingen & meine Musik hat ihren Teil daran. Je öfter ich sie höre, desto besser gefällt sie mir! Mehr weiß ich über meine Musik nicht zu sagen.“

Eine großartige Leistung bot die aus Georgien stammende Schauspielerin Ana Grigalashvili in der Titelrolle. Sie tanzte nicht nur hervorragend, sondern bot auf der Scheiben-Bühne immer wieder akrobatische Einlagen, die das Publikum begeisterten. Um sie herum wurde eine phantastische Revue zwischen Traum und Albtraum gezeigt, die tanzend um Alice schwirrten.

Beschützt wurde sie von einem schwarzgekleideten Sängerensemble, dessen wohlklingende Stimmen von hohem Niveau waren: die  Sopranistin Romana Amerling, die Mezzosopranistin Solmaaz Adeli, der Countertenor Armin Gramer, der Tenor Gernot Heinrich, der Bariton Andreas Jankowitsch und der sehr stimmkräftige Bassbariton Steven Scheschareg.

Die in Papierkostümen auftretenden Figuren – wie Grinsekatze, Hutmacher, Königin etc. – , die allesamt Alice bedrängten, hatten weiße Masken und konnten dadurch nicht erkannt werden (Kostüm- und Bühnengestaltung: Mirjam Mercedes Salzer).

Die Vorstellung dauerte etwa 95 Minuten und hatte keine Pause. Am Schluss gab es vom begeisterten Publikum minutenlang Beifall für alle Mitwirkenden, auch für das Orchester und seinen Dirigenten.

PS: Der Autor des Berichts sah von Kurt Schwertsik in Wien im Jahr 2005 die Oper „Katzelmacher“ und im Jahr 2011 die Oper „Chalifa und die Affen“.

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