Kronenzeitung, 06.09.2020, Oliver Láng

Surreale Operngeburt im Sarg

"Ewiger Frieden" ist die erste von sieben neuen, vom sympathisch ambitionierten sirene Operntheater beauftragten und produzierten Kammeropern. Dora Lux schrieb das Libretto, Alexander Wagendristel vertonte es, und Kristine Tornquist inszenierte mit einem guten Ensemble den stimmig gelungenen Startschuss.

Es zeitgenösselt am Stadtrand. In der Breitenfurter Strasse 176 hat sich das von Jury Everhartz & Kristine Tornquist 1998 initiierte sirene Operntheater "Die Verbesserung der Welt" vorgenommen.

Mit "Ewiger Frieden" startete man passend in der als Kulturzentrum genutzten ehemaligen Sargerzeugung Atzgersdorf. Denn im Mittelpunkt steht ein Sarg, den Schukow (Robert Chionis) und Schukin (Evert Sooster), Teilhaber eines Bestattungsunternehmens, umkreisen. Drinnen liegt angeblich Sergej (kraftvoll: Gebhard Heegmann), Ehemann von Anastasia (eindrücklich: Tehmine Schaeffer). Ein russischer Gefallener im Ukraine-Konflikt, einem Krieg, der offiziell nicht sein darf. So will es der Präsident. Also muss Anastasia ihren toten Mann sogar verleugnen, um den Sold zu bekommen. Ein tristes Thema, das aber in der im permanenten perkussiven Puls gehaltenen, das Geschehen liebevoll farbig zeichnenden Musik auch surreal humorig wirkt.

Das Ensemble Reconsil unter Antanina Kalechyts setzt das ausgezeichnet um. Kristine Tornquist konzentriert ihre sauber gearbeitete Inszenierung stark aufs Absurde à la Beckett. So geistert Bärbel Strehlau als Tod wie eine Kreuzung aus Charlie Chaplin und Andy Warhol durch die neue Kammeroper. Viel Beifall!

Ein Fest des sirene Operntheaters: im Rahmen des Kammeropernfestivals "Die Verbesserung der Welt" inszenierte Kristine Tornquist in der Breitenfurter Strasse Alexander Wagendristels Musiktheaterstück "Ewiger Frieden". Als nächste Uraufführungen folgen Margareta Ferek-Petrics Oper "Elsa" (ab 14.9.) und Julia Purginas "Der Durst der Hyäne" (ab 25.9.).

Andere Kritiken